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20. April 2012 5 20 /04 /April /2012 15:18

Vor einigen Tagen bin ich auf ein Argument in Bezug auf den Dienstleistungssektor gestoßen, das mich innerlich erstarren ließ. Bis heute kann ich diesem Argument nichts sinnvolles entgegenbringen, was mir ein weiteres Mal verdeutlicht, dass ich bisher in einer Traumwelt gelebt habe. Aber nun einmal ganz von vorne.
Betrachten wir einen Markt. Dort gibt es produzierende Unternehmen und Endkunden, die das Produzierte konsumieren. Zwischen diesen beiden Polen befindet sich unter anderem der Dienstleistungssektor. Hierzu gehören bspw. Banken, Finanzintermediäre, sowie Beraterfirmen und viele, viele weitere Unternehmen. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (und dem Statistischen Bundesamt) beträgt der Anteil des Dienstleistungssektors gemessen am gesamten Wirtschaftsaufkommen mittlerweile rund 75%. Soweit kein Grund zur Besorgnis.

 

erwerbstatige_dienstleistungssektor_de_1970-2008.gif

 

Da der Dienstleistungssektor gemäß Begriff und Definition die Bereitstellung von Dienstleistungen sicherstellt, kann man aber zu dem Schluss gelangen, dass der Anteil dieser Unternehmen an der realen Wertschöpfung, also an der Produktion von Realgütern sehr, sehr klein, bzw. in vielen Fällen sogar gegen null tendiert. Ein Hegde-Fonds oder die Verwaltung eines Aktienfonds, eine Großbank oder ein Steuerberater trägt damit in keinster Weise zur Wertschöpfung auf realer Ebene bei. Vielmehr geht es bei dem Großteil dieser Unternehmen und Berufe um das Prinzip: Rechte Tasche, linke Tasche. Das bedeutet kurz gesagt, dass sich ein wirklich großer Teil der Bevölkerung nur mit Umverteilungsaufgaben von Kapital beschäftigt, ohne auch nur einen Cent an Mehrwert für die Gesamtwirtschaft zu generieren. Das Geld, das hierbei verdient wird, stammt aus kassierten Provisionen oder aus Steuermitteln, welches die Endkunden und die produzierenden Unternehmen erwirtschaften. Damit kann man den Dienstleistungssektor aus Wertschöpfungssicht durchaus als parasitären Wirtschaftszweig bezeichnen. Mit dieser Aussage soll keine Verunglimpfung von der dort arbeitenden Bevölkerung stattfinden. Vielmehr stelle ich mir, wie viele andere aber die Frage nach dem Sinn der Arbeit, die ich verrichte, nach den Auswirkungen und nach dem Wert, den sie für die Gesellschaft besitzt. Wer täglich viele Stunden seines Lebens bei der Arbeit verbringt, möchte schlussendlich auch etwas erreichen was Substanz hat, was nachhaltig verändert und wovon man nicht nur selbst, sondern auch andere Menschen und die Gesellschaft als Ganzes profitiert. Da sich der Sachverhalt für den Dienstleistungssektor aber bei genauem Hinsehen anders darstellt, rutscht eine ganze Branche in eine tiefe Sinnkrise und zweifelt an der eigenen Existenzberechtigung. Wenn wir uns doch alle nur selbst verwalten, wenn wir mit unserer Intelligenz lediglich dazu beitragen, dass Umverteilungsvorgänge von Kapital verstärkt oder abgeschwächt werden, wenn wir dadurch neue Ungerechtigkeiten schaffen, die wir selbst nicht überblicken können, dann hat das was wir tun im Endeffekt keinen tiefen Sinn. Eigentlich ist es fast verschwendete Lebenszeit.

 

dienstleistung.jpg

 

Um in dieser Diskussion noch weiter nachzutreten, zitiere ich hier noch sinngemäß das Argument, welches ich anfangs erwähnte und welches mich vollends in die Sinnkrise katapultiert hat.
„Wenn die Dienstleistungsbranche keine realen Werte schafft, dann wäre es doch theoretisch möglich, den größten Teil dieser Branche sofort aufzulösen, die Angestellten nach Hause zu entsenden und ihnen ihr Gehalt einfach weiterzubezahlen. Denn die Kosten, die sie dem System berechnen, könnten unmittelbar von den produzierenden Unternehmen und dem Endkunden als Steuer oder Abgabe erhoben werden und damit im Vergleich zum jetzigen Zustand kostenneutral an die Zuhause-Sitzenden ausbezahlt werden.“
Auch wenn dieses Argument natürlich theoretisch getrieben ist, so spiegelt es einem doch in einer direkten Art und Weise wieder, welchen Sinn und welchen Beitrag der größte Teil des Dienstleistungssektors heute für unsere Wirtschaft einnimmt. Leider keinen!

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