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11. April 2012 3 11 /04 /April /2012 14:55

Man mag die Globalisierung und die daraus resultierenden positiven Effekte für Mensch und Wirtschaft hochloben, sollte dabei aber keineswegs einen Aspekt außer Acht lassen, der uns gerade jetzt in wirtschaftlich und finanzwirtschaftlich schweren Zeiten in aller Deutlichkeit vor Augen geführt wird. Die Globalisierung hat dazu geführt, dass wir uns vollständig voneinander abhängig gemacht haben. Damit haben wir einen gewissen Grad an Freiheit, Selbstbestimmung, Ökologie und Individualität aufgegeben, um diesen gegen mehr Konsum, mehr gefühlten Wohlstand und mehr Wirtschaftswachstum einzutauschen. Vor allem im wirtschaftswissenschaftlichen Themengebiet der Außenwirtschaft herrscht nach wie vor das Paradigma, dass in einer effizienten Gesamtökonomie jeder Marktteilnehmer ausschließlich das Produkt herstellen und vertreiben kann, welches er gegenüber seinen Konkurrenten am kosteneffizientesten herstellt. Nun kann man dieser These rein aus betriebswirtschaftlicher Sicht argumentativ nicht widersprechen, betrachtet man aber aus einer volkswirtschaftlichen Sicht die daraus resultierenden Einzelökonomien, so kann man doch Zweifel an dem uneingeschränkten Zuspruch der Ausgangsthese erheben.
 Was geschieht, wenn jeder nur noch das produziert, was er am besten kann?  Die fortwährende Spezialisierung der nationalen Ökonomien führt dazu, dass riesige Zulieferketten entstehen, deren Ausfall zum Teil katastrophale Auswirkungen hätte. Will also beispielsweise Deutschland seine hochtechnologischen Güter entwickeln und exportieren, so ist dazu sowohl der Rohstoff Öl, wie auch alle anderen wichtigen Rohstoffe im Industriebereich von Nöten. Diese werden aus anderen Ländern importiert, wodurch sich eine Abhängigkeitsbeziehung zu diesen Ländern entwickelt. Andererseits sind diese rohstofffördernden Länder von deutschen Produkten abhängig, damit sie mit Düngemittel ihre Felder bestellen oder ihre Bodenschätze verwertbar aufbereiten können. Aus diesen Abhängigkeitssystemen resultiert ein Gesamtsystem, welches jedes für sich gesehen zumindest ökologisch nicht optimal an seine Umwelt angepasst ist und Kollaps-Risiken birgt.

 

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Angenommen die Deutschen würden kein oder nur sehr wenig Öl importieren können. Dann müssten die Menschen dort wohl oder übel  Wege und Mittel finden, ihr Zusammen- und Überleben mithilfe anderer örtlich vorhandener Rohstoffe sicherzustellen. Es würde sehr wahrscheinlich viel weniger Know-how im Hochtechnologiesektor entstehen, da sowohl die Nachfrage aus dem Ausland wie auch die natürliche Grenze der Rohstoffknappheit dieses verhindern würden. Auch die rohstoffexportierenden Länder würden ihre Lebensweise ändern müssen, sofern ihre Ökonomien nicht in jetzigem Ausmaß auf dem Rohstoffexport fußen könnten. Sie wären zwar auf lange Zeit mit bereits vorhandener Technik mobil, andererseits müssten sie sich selbst Gedanken darüber machen, wie sie ihren eigenen technologischen Fortschritt oder in manchen Fällen sogar einfach nur die Lebensmittelversorgung ihrer Bevölkerung organisieren könnten. Die Eigenständigkeit von Ökonomien ist aus Sicht der wirtschaftlichen Evolution ein großer Vorteil und eine Chance. Wenn sich viele verschiedene Systeme in unterschiedlicher Weise entwickeln, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass beim Kollaps eines Einzelnen nicht das gesamte Konstrukt ins Wanken gerät. Während wir also im wirtschaftlichen Sinne noch immer die Idee verfolgen, dass eine Weltökonomie besser ist, als eine Vielzahl von kleineren ineffizienteren Ökonomien, haben wir in anderen Wissenschaftsbereichen bereits erkannt, dass mehrere kleine Einheiten besser sind als wenige oder eine große. Denken Sie doch dabei einfach mal an ihr Smartphone. Darin werkeln zwei kleinere Prozessoren, in den neuesten Produkten sogar vier, im Computerbereich mittlerweile sogar acht. Und wenn Sie jetzt gleich ins Flugzeug steigen, um zu Ihrem Geschäftstermin zu gelangen, dann sind in dieser Flugmaschine alle Kabelverbindungen aus Sicherheitsgründen doppelt verlegt. Sind diese Entwicklungen alle rein aus Zufall so entstanden? Wohl nicht! Es ist der innere Wunsch nach Unabhängigkeit, nach Sicherheit und nach doppeltem Boden, den viele von uns verspüren. Wir sollten diesen Wunsch und dieses Gespür nicht verlieren, denn es hat über viele Jahrtausende unser Überleben gesichert. Handel und Tausch untereinander ist eine gute Sache. Dennoch sollten wir im Gegenseitigen Respekt voreinander uns auch eingestehen, dass jeder von uns auf ein gewisses Maß an Eigenständigkeit pocht. Wir sollten unsere wirtschaftlichen und finanziellen Beziehungen nicht so lange weitervertiefen, bis wir irgendwann alle mit dem Kopf in der Schlinge hängen. Damit ist nämlich schlussendlich auch niemandem geholfen!

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